Ich werde oft gefragt: „Gibt es da nicht eine Nadel für?“
Es ist nur leider nicht immer so einfach.
In der Akupunktur arbeiten wir mit rund 400 verschiedenen Punkten, diese liegen über den ganzen Körper verteilt auf den Meridianen. Es ist es ein Zusammenspiel dieser Punkte, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Das Ziel einer Akupunkturbehandlung ist eine Harmonisierung des energetischen Gleichgewichts. Es gilt: „Akupunktur heilt was gestört ist, jedoch nicht was zerstört ist“. Das heißt, bei einer Arthrose des Kniegelenkes z.B., kann die Akupunktur nicht den Knorpel im Gelenk wieder aufbauen, aber wir können durch gewisse Punkte das ganze etwas heraus zögern, Schmerzlinderung verschaffen und den Muskelaufbau unterstützen, damit das betroffene Gelenk entlastet wird.
Und wenn ich ehrlich sein soll, ich habe da früher auch nicht dran geglaubt.
Ich komme aus der Schulmedizin; in meiner Ausbildung und danach im Berufsalltag, habe ich immer nur mit dem gearbeitet, was ich ertasten und sehen kann. Jedoch kann man so einen Meridian nicht sehen.
Ich ging also erst eher skeptisch an die ganze Sache ran und habe mich in der Ausbildung zum Tierphysiotherapeuten und Akupunkteur eines besseren belehren lassen.
Einem Menschen kann man sagen „Das tut dir gut, das wird dir helfen!“. Dies geht jedoch bei einem Pferd nicht. Ich muss sagen auch bei mir selber hat es geholfen mit der Akupressur zu arbeiten.
Pferde reagieren positiv auf eine Akupunkturbehandlung. Meist lassen sie schon nach wenigen Minuten den Kopf hängen und fangen an zu kauen, was zeigt wie schnell sie entspannen.
Es stellt sich also die Frage, was kann man alles mit der Akupunktur behandeln?
Die Antwort lautet: Fast alles!
Ob es die, wie oben genannte Arthrose, ein Leistungsabfall, Sommerekzem, Headshaker-Syndrom, Schmerzen jeglicher Art (Rückenschmerzen, Zahnschmerzen, Kopfschmerzen usw.) oder aber eine Magen/Darmproblematik (z.B. nach einer Futterumstellung) ist, können auch das Immunsystem anregen oder eine Entspannung bewirken.
Allerdings, wird die Akupunktur z.B. nicht bei Krebs, Erbkrankheiten oder Infektionskrankheiten angewendet. Auch bei Jungtieren (bei Fohlen bis zum 12 Monat) sollte man auf die Akupunktur verzichten.
Bei der Akupunktur benutzt man hierfür extra hergestellte Nadeln.
Oft werde ich gefragt, ob das weh tut. Jein, man merkt die Nadel beim einstechen und je nachdem welchen Punkt man ansticht, kann es bei Bewegung etwas weh tun. Aber, und das lasst euch von derjenigen sagen, die beim Blut abnehmen die Luft anhält, es lässt sich gut aushalten.
Die Nadeln gibt es in den verschiedensten Größen und Dicken. Die kürzesten sind 15mm lang und die längsten bis zu 50mm. Ich zum Beispiel arbeite am liebsten mit den kurzen bis mittellangen. Nachdem ich mehrfach die langen Nadeln um 2 Ecken verbogen wieder heraus holen musste (Die Nadeln arbeiten an diesen Punkten, manchmal kann man dies sehen, wenn sie anders zur Haut stehen als beim anstechen oder sich verbiegen).
Bei Pferden, die sich gegen Nadeln wehren oder wenn das Wetter zu heiß oder kalt ist, arbeite ich mit einem sogenannten Halflaser. Dieser ist komplett schmerzfrei und von manchen Pferden besser toleriert. Auch bei Wunden oder Narben, sowie Blutergüssen nutze ich den Laser zur Unterstützung. Der Laser regt den Stoffwechsel der Zellen an, die lokale Immunabwehr sowie Kreislauf und Anregung von Blut- und Lymphgefäßen.
Wenn selbst das nicht toleriert wird, gibt es noch das Crosstape. Dieses schaut aus wie eine # und wird direkt auf den benötigten Akupunkturpunkt geklebt. Dort bleibt es, bis es von alleine abfällt. Dies kann 2 Tage dauern oder aber auch 2 Wochen in Anspruch nehmen, je nachdem wie lange der Punkt dies benötigt. Durch seine #- Form bewirkt es eine stetige Stimulation des Punktes über einen längeren Zeitraum.
Genug von der Theorie. Eine Beispielbehandlung erklärt das ganze am Besten.
Ich wurde zu einem Pferd gerufen das, eine chronische Arthritis der Hufgelenke vorne hat, hustete seid einigen Tagen und eine ISG-Blockade hatte.
Als ich ankam schaute ich mir das Pferd erst einmal im Stand, sowie in Bewegung an, tastete alles ab und bewegte die Gelenke.
Danach überlegte ich mir, mit welchen der rund 400 Punkte und in welcher Kombination ich diesem Pferd am besten helfen kann.
Gegen die Arthritis z.B. nahm ich einen Punkt gegen Schmerzen, einen gegen Entzündungen, den lokalen Punkt für die betroffenen Gelenke, sowie die Punkte zur Unterstürzung des Muskelaufbaus.
Gegen den Husten habe ich schleimlösend gearbeitet und versucht die Lunge zu stärken.
Bei der ISG-Blockade, arbeitete ich entspannend im hinteren Rückenbereich.
Nachdem die Nadeln alle gesetzt waren und das Pferd das alles super mit gemacht hat, habe ich die Nadeln ca 20 Minuten wirken lassen (so genau kann man das nie vorher sagen, wie lange dies dauert).
Es kann passieren, dass das Pferd danach erst einmal matt ist und etwas Muskelkater hat. Am Tag darauf sollte man hierauf achten und die Arbeit mit dem Pferd anpassen.
Meist sind Folgebehandlungen nötig, aber dies wird individuell direkt vor Ort entschieden.
Ich hoffe ich konnte euch das spannende Thema rund um die Nadeln etwas näher bringen und würde mich freuen, auch wenn ihr Fragen habt, von euch zu hören/lesen.